Mit Helmut Griem, Hanna Schygulla, Eva Maria Meineke
Ansichten eines Clowns ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1976 nach der gleichnamigen Erzählung von Heinrich Böll.
Die Bundesrepublik Deutschland in der Spätphase der Adenauer-Ära. Hans Schnier, der Spross einer Industriellen-Familie, kann den sinnlosen Tod seiner Schwester nicht überwinden. Seine nationalsozialistisch ausgerichtete Mutter drängte die 16-Jährige in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs dazu, sich „freiwillig“ zur Flak zu melden, um, wie sie sich ausdrückte, an der Front „die heilige deutsche Erde zu verteidigen“. Anderthalb Jahrzehnte später scheinen Hans alle ihm seit jeher vertrauten Menschen in seinem Umfeld die Erinnerungen daran verdrängt zu haben. Man hat sich im Wirtschaftswunderparadies Westdeutschland gemütlich eingerichtet. Aus Protest gegen diese perfekten Verdrängungsmechanismen und Verlogenheiten seines familiären Umfeldes beginnt Hans, den Clown zu spielen. Doch nun hat er sich am Bein verletzt und muss für längere Zeit pausieren. Das Geld ist knapp. Er plant, seine Eltern daheim in Bonn zu besuchen. Dies ist die Ausgangssituation des Films, dessen drei zeitliche Erzählebenen häufig zwischen Gegenwart und Vergangenheit pendeln.
Für Die Zeit schrieb Wolf Donner 1976: „Die Umsetzung des Romans in den Film, der Erinnerungen und vielen Telephonate Schniers in reale Rückblenden ist glaubwürdig und sehr genau: sozusagen eine optimale Literaturverfilmung. Viel authentischer Text ist erhalten im durchgehenden inneren Monolog Schniers wie in den von Böll geschriebenen Dialogen, und Walter Lassallys Kamera dient der Vorlage mit funktionalem Realismus.“ Und zu den Schauspielerleistungen ist zu lesen: „Helmut Griem als Schnier, nuanciert, sympathisch; überzeugend selbst, wo er Probleme von gestern intoniert, rettet den Film über alle Themen der frühen Jahre hinweg. Sein Gesicht, bisher im Kino vorwiegend als blauäugig blonde Germanenlarve eingesetzt, spiegelt die unterschiedlichsten Vorgänge und Regungen, Liebe, Ekel, Resignation, seine wache Sensibilität. Er hat wunderbare Szenen mit seinem Vater (Gustav Rudolf Sellner) und dem der Marie (Hans Christian Blech), er spielt mit seinen 43 Jahren völlig glaubhaft die schöne, scheue erste Liebesnacht eines Schülers. Neben ihm bleibt die Marie Hanna Schygullas merkwürdig staksig und altdeutsch. Eine trübe Förderturm-Landschaft, ein Zug, das schwermütige, müde Gesicht des Clowns am Fenster: eine Reise in die Vergangenheit und in die kranke deutsche Seele, ein road picture in die Innenwelt, auf der Suche nach sich selber.“
Im Lexikon des Internationalen Films heißt es: „Jasnýs sensibel gestaltete Verfilmung des Romans von Heinrich Böll überzeugt durch die Klage lauterer Menschlichkeit über die fatale Verstrickung des Individuums im Netz opportunistischer Gruppenansprüche, wirkt dagegen in den zeitkritischen Teilen oft hausbacken und klischeebeladen. Im Tonfall elegisch bis resignativ, gelingt es dem Film außerdem nur selten, dem bissigen Humor der Vorlage gerecht zu werden.“