Fantasia ist der dritte abendfüllende Zeichentrickfilm der Walt Disney Studios, aus dem Jahr 1940. Der gesamte Film wird von klassischer Musik begleitet, gespielt vom Philadelphia Orchestra, das von Leopold Stokowski dirigiert wird. Aufbauend auf dem Prinzip der Silly Symphonies (Cartoons ohne Sprechteil, lediglich mit klassischer Musik unterlegt) kreierte man mit Fantasia einen Klassiker der Filmgeschichte, der auch als eine frühe Form des Musikvideos angesehen werden kann und als erster Spielfilm ein Mehrkanal-Tonsystem verwendete. Zwischen den einzelnen Cartoon-Segmenten sind Stokowski und das Orchester zu sehen; der Musikkritiker Deems Taylor spricht die verbindenden Kommentare. Eine lange geplante Fortsetzung wurde 1999 mit Fantasia 2000 verwirklicht.
Grundidee des Films ist es, ein klassisches Konzert zu zeigen, bei dem der Zuschauer während der Präsentation der Musikstücke nicht seine eigenen bildlichen Vorstellungen zur Musik, sondern die der Disney-Zeichentrickkünstler zu sehen bekommt, welche sich teils erheblich von den ursprünglichen Themen der Stücke unterscheiden. Zwischen den einzelnen Stücken sieht man das Orchester, den Dirigenten sowie den Moderator Deems Taylor, der allerdings in neueren Versionen des Films durch einen Sprecher aus dem Off ersetzt wurde. Es gibt auch in der Mitte des Films eine gekürzte Pause sowie Improvisationsszenen mit dem Orchester, um der Konzertatmosphäre möglichst nahe zu kommen.
Um dem Zuschauer ein besseres Konzerterlebnis zu bieten, wurde der Soundtrack (erstmals für einen Spielfilm) im Mehrkanalton aufgenommen. Das eigens hierfür entwickelte System wurde Fantasound genannt. Geplant waren auch die Verwendung des damals neuartigen Breitbildformats, dreidimensionale Bilder in der Toccata und Fuge in D-Moll, BVW 565 und versprühte Duftstoffe in verschiedenen Segmenten. Diese Techniken hätten jedoch den Kostenrahmen des ohnehin teuren Films völlig gesprengt und die Vermarktung erschwert.
Walt Disney wollte, dass Fantasia für den Zuschauer mehr als nur ein Kinofilm würde: ein Ereignis, für das man sich „in Schale schmiss“ und vorher Plätze reservierte. Besondere Programmhefte für den Film wurden erstellt, in denen Produktionsskizzen, Fotos, Widmungen und eine kurze Zusammenfassung zu jedem Kurzfilm abgedruckt waren. Um das Erlebnis perfekt zu machen und den neuartigen Raumklang nutzen zu können, wurden in jedem Kino mindestens dreißig zusätzliche Lautsprecher um den Sitzbereich herum aufgestellt. Disney sah den Film mehr als ein Konzert denn als einen klassischen Trickfilm. Daher hat Fantasia ursprünglich weder Vor- noch Nachspann, obwohl dies zu damaliger Zeit mehr als ungewöhnlich war.
Während seiner Entstehung war geplant, Fantasia regelmäßig in bearbeiteter Form wiederzuveröffentlichen. Dabei sollten einige Kurzfilme durch neue Szenen mit anderer Musik ersetzt werden, in Anlehnung an eine Konzerttour. So sollte Fantasia als ständiges Work in progress erhalten bleiben. Der finanzielle Misserfolg des Films sowie die Vermarktungs- und Produktionsbeschränkungen durch den Zweiten Weltkrieg verhinderten dies jedoch.
„Entstanden ist ein technisch perfekter, einfallsreicher und höchst unterhaltsamer Trickfilm, der zugleich ein radikaler Experimentalfilm ist. Semi-abstrakte Farbspiele illustrieren Bachs „Toccata und Fuge“ (Orchestrierung und Dirigat: Leopold Stokowski) unter Mitwirkung des deutschen Filmpioniers Oskar Fischinger; Pilze tanzen zu Tschaikowskis „Nußknacker Suite“; Micky Maus spielt den „Zauberlehrling“ von Paul Dukas, mitreißend von James Algar inszeniert; Dinosaurier gibt es zu Strawinsky („Sacre du printemps“), griechische Zentauren zu Beethovens „Pastorale“; Ponchiellis „Tanz der Stunden“ wurde zum grandiosen Ballett für Nilpferde; schließlich folgt ein friedvolles Tableau zu Schuberts „Ave Maria“.“ Lexikon des internationalen Films