Mit Dennis Hopper, Isabella Rossellini, Laura Dern, Kyle McLachlan
Blue Velvet (dt.: „Blauer Samt“; Alternativtitel: Blue Velvet – Verbotene Blicke) ist ein US-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 1986. Regie führte David Lynch, der auch das Drehbuch verfasste. Der Film lässt sich den Genres Thriller, surrealistischer Film und moderner Film noir zuordnen. Erzählt wird die Geschichte des Collegestudenten Jeffrey Beaumont, der unter die Oberfläche einer idyllischen amerikanischen Kleinstadt geführt und dort mit Gewalt, Korruption und sadomasochistischen Sexualpraktiken konfrontiert wird. Der Film stieß nach seiner Veröffentlichung auf positive Resonanz, löste aber auch Kontroversen bis hin zu Demonstrationen aus. Heute hat der Film Kultstatus erreicht.
Weil sein Vater eine Wirbelkörperfraktur erlitten hat, lässt sich der junge Jeffrey Beaumont für einige Wochen vom College beurlauben und kehrt in seinen Heimatort zurück, die friedliche Kleinstadt Lumberton. Blumen blühen vor strahlend weißen Gartenzäunen, der Feuerwehrmann winkt fröhlich im Vorüberfahren. Auf dem Rückweg vom Krankenhaus, wo Jeffrey seinen Vater besuchte, findet der Student auf einer Wiese ein abgeschnittenes menschliches Ohr. Er übergibt es bei der örtlichen Polizei an Detective John Williams. Dieser möchte ihm wegen der noch laufenden Ermittlungen nichts über den Stand der Erkenntnisse verraten und bittet ihn, über die Angelegenheit zu schweigen. Jeffrey beschließt daraufhin aus jugendlicher Neugier, dem Fall auf eigene Faust nachzugehen.
Janet Maslin von der New York Times, die den Film in die Liste der 10 besten Filme 1986 wählte, zeigte sich von Blue Velvet sehr angetan und lobte vor allem die schauspielerische Leistung von Dennis Hopper und Isabella Rossellini. Sie nannte den Film „einen augenblicklichen Kultklassiker“. Und Sheila Benson von der Los Angeles Times meinte, der Film sei der brillanteste aufwühlende Film, der jemals in einer amerikanischen Kleinstadt gespielt habe. Außerdem schrieb sie, dass Blue Velvet „erschreckend und visionär“ sei.
Trotz dieser überwiegend positiven Kritiken in den Vereinigten Staaten wurde der Film von diversen Seiten heftig kritisiert. So wurde Blue Velvet wegen der Szenen zwischen Dorothy und Frank etwa vorgeworfen, die Würde der Frau zu verletzen und ein „misogynes, nur die Polarität Heilige oder Hure kennendes Frauenbild zu zeichnen“.
Die feministische Filmemacherin Lizzi Borden verteidigte Lynchs Film in einem Artikel der The Village Voice. Sie schrieb: „Für mich ist Blue Velvet einer der beeindrucktesten und intelligentesten Filme der letzten Jahre. […] Die grotesken Dinge in Blue Velvet […] werden eher auf klinische als auf blutspritzende Weise präsentiert. Das ist Dalí und Buñuel, nicht Cronenberg oder Peckinpah. Ich vermute, dass die Leute sich eigentlich über die sexuelle Gewalt aufregen – über die sadomasochistischen Praktiken, die der Film untersucht. Lynch gelingt es auf geniale Weise, uns den gefährlichen Thrill von verbotenem Sex erfahren zu lassen. Das Erstaunliche an der Szene, in der Jeffrey Dorothy schlägt, ist die Vielfalt an Emotionen, die dieser Moment in ihm – und in uns – auslöst.“
Das Filmfestival in Venedig unter der Leitung von Gianluigi Rondi verweigerte die Vorführung des Films, da dieser „das Ansehen des großen Roberto Rossellini beschmutze“. Auch während der Premiere in London kam es zu einer Kontroverse: Vor dem Kino fand eine Demonstration gegen den Film und dessen Darstellung der Frau statt. Lynch in einem Interview, wie er denn zu der Kritik am Inhalt des Films stehe: „So was ist schädlich. Machen wir uns nichts vor. Wenn man den Verfasser einer dieser Artikel kennenlernt, merkt man, wo der Hund begraben liegt. Man erkennt, wie er denkt und was das für ein Mensch ist. Dann weiß man, woher das Urteil kommt, und es belastet einen nicht mehr so sehr. Nicht, dass man diese Leute nicht respektiert, aber man begreift, dass ihnen ein solcher Film nicht gefallen kann. Aber man trifft nicht alle und reimt sich was zusammen. Wo ist nur die konstruktive Kritik geblieben? Heutzutage gibt es nur noch Verrisse oder Lobeshymnen, und schon ist man beim nächsten.“