Das Schweigen (Original: Tystnaden, Schwedisch „die Stille, die Ruhe, das Schweigen“) ist ein in Schwarzweiß gedrehtes schwedisches Filmdrama von Ingmar Bergman aus dem Jahr 1963. Dieses Werk Bergmans führte wegen der für die Entstehungszeit offenen Darstellung sexueller Handlungen zu einem der größten Filmskandale der 1960er Jahre und löste eine breite Zensurdebatte aus.
Ester, ihre Schwester Anna und deren etwa 10-jähriger Sohn Johan befinden sich auf der Heimreise nach Schweden. Ester ist sichtlich krank, und sie erleidet einen Zusammenbruch. Die Gruppe unterbricht die Fahrt in der Stadt Timoka, deren Landessprache sie nicht versteht. In Timoka finden Vorbereitungen für einen Krieg statt, Militärfahrzeuge beherrschen das Bild. Die Frauen mieten ein Zimmer in einem Hotel. Anna läuft durch die fremde Stadt, Ester und Johan allein zurücklassend. Ester versucht Johans Vertrauen zu gewinnen, der aber zurückhaltend bleibt. In einem Café macht der Kellner Anna Avancen. Später wird Anna in einem Varieté Zeuge, wie ein Paar während der Vorstellung auf den Sitzen kopuliert. Auf Esters drängende Fragen bei ihrer Rückkehr berichtet Anna ihr herausfordernd von ihrer Beobachtung im Kino und von einer anschließenden Begegnung mit dem Kellner, mit dem sie Sex in einer leerstehenden Kirche hatte. Sie kündigt an, sich später erneut mit ihm treffen zu wollen.
Deutschland und Schweden zählten zu den wenigen Nationen, in denen Das Schweigen ungekürzt aufgeführt werden konnte. In den USA wurde der Film mit Schnittauflagen freigegeben, in Frankreich wurde er zunächst ganz verboten.
Im Dezember 1963 beschäftigte sich der Arbeitsausschuss der FSK mit dem Film. Er gab unerwartet Das Schweigen einstimmig ohne Schnitte ab 18 Jahren frei. Der Ausschuss attestierte laut Protokoll vom 10. Dezember 1963, etwas Aufgesetztes oder Spekulatives könne nicht unterstellt werden, und selbst die drei heiklen Szenen seien „von höchster künstlerischer Intensität und treffender Symbolkraft“ und würden dadurch geistig überhöht. Damit hatte die FSK zum ersten Mal in ihrer Geschichte relativ ausführliche und direkte Sexszenen zugelassen. Bei der zuständigen Staatsanwaltschaft in Duisburg gingen über hundert Anzeigen wegen Unzüchtigkeit gegen den Film ein, denen aber nicht nachgegangen wurde. Am 19. März 1964 fragten zwei Unionsabgeordnete im Bundestag die Bundesregierung, was sie gegen unsittliche Filme und die augenscheinliche Lockerung der Spruchpraxis des FSK unternehmen werde. Bundesinnenminister Hermann Höcherl (CSU) antwortete, die Bundesregierung wolle keine Zensurrechte in Anspruch nehmen. Nicht zuletzt wegen dieser Zurückhaltung entstand im September 1964 in Schweinfurt die Aktion Saubere Leinwand. Im Text ihrer Petition lehnten die Initiatoren ausdrücklich Unmoral „unter dem Deckmantel der Kunst“ ab und verlangten von der FSK, ihre eigenen Grundsätze strikt einzuhalten. Bergmans direkte, unemotionale Darstellung der Sexualität in Das Schweigen wurde öffentlich heftig diskutiert. In den Leitartikeln und Leserbriefen der Zeitungen beschrieben die Rezipienten den Film als „Höllenvision“, „Bergmans Triumph“, „moralschädliche Aufreizung“, „unantastbares Kunstwerk“ und „Pornographie“.
„Ingmar Bergman inszeniert ein Inferno der Angst, Verwirrung und Hilflosigkeit, wobei gerade das Fehlen lautstarker Katastrophen dem Film eine Aura eisiger Kälte und suggestiver Bedrohung verleiht. Die Schockwirkung einzelner Bilder und Szenenabläufe beruht weniger auf spekulativen Details, vielmehr wird die stilistische Geschlossenheit und Strenge des Films selbst zum Ausdruck allgemeiner Existenznot und universeller Entfremdung. Das in einem gottverlassenen, artifiziellen Niemandsland angesiedelte Werk Bergmans ist eine Parabel, die in ihrer Symbolfülle Raum für unterschiedliche Deutungen gibt.“ Lexikon des internationalen Films
„Für die meisten Kritiker war der Film die erschütternde Vision einer Welt ohne Gott; andere sahen in ihm nur scheinbaren Tiefsinn, eine Inflation der Symbole. Besonders heftig war die Reaktion auf einige Szenen sexuellen Inhalts.“ Reclams Filmführer
„Erschütternde und äußerst verstörende Studie über Einsamkeit und fehlende Liebe in einer gottlosen Welt.“ Heyne Film Lexikon