Regie: Billy Wilder
Mit James Cagney, Horst Buchholz, Pamela Tiffin, Arlene Francis, Lieselotte Pulver
Eins, zwei, drei ist eine US-amerikanische Screwball-Komödie von Billy Wilder vor dem Hintergrund des Ost-West-Konflikts. Wilder verfasste zusammen mit I. A. L. Diamond auch das Drehbuch, für das sie das Bühnenstück Eins, zwei, drei (Originaltitel: Egy, kettő, három) von Ferenc Molnár aus dem Jahr 1929 adaptierten und die Handlung in das geteilte Berlin verlegten. Die Dreharbeiten fanden von Juni bis September 1961 in Berlin und in München statt; dabei wurde das Team vom Bau der Berliner Mauer überrascht.
C. R. MacNamara ist Direktor der Coca-Cola-Filiale in West-Berlin. Er hofft, zum Chef des europäischen Marktes in London befördert zu werden. Deshalb plant er, das Brausegetränk auch hinter dem Eisernen Vorhang zu vertreiben. Wendell P. Hazeltine, der Vorstandsvorsitzende in Atlanta will aber von Geschäften mit „Kommunisten“ nichts wissen. Er bittet MacNamara stattdessen, seine Tochter Scarlett während deren Berlin-Visite zu betreuen und bei sich aufzunehmen. Widerwillig stimmt MacNamara zu. Eigentlich wollte seine Frau mit den Kindern verreisen, und er hätte dann Gelegenheit gehabt, mehr Zeit mit seiner hübschen Sekretärin Ingeborg zu verbringen.
Scarlett Hazeltine verdreht schon beim Flug nach Berlin der Flugzeugbesatzung den Kopf und kündigt sogleich an, sich bei ihrem Aufenthalt ausgiebig amüsieren zu wollen. Erst nach ein paar Wochen fällt auf, dass sie ihre Nächte außerhalb des Hauses der MacNamaras verbringt. Ausgerechnet jetzt kündigen ihre ahnungslosen Eltern für den nächsten Tag ihren Besuch in West-Berlin an. Als Scarlett wieder auftaucht, stellt sich heraus, dass sie inzwischen geheiratet hat, und zwar den linientreuen Jungkommunisten Otto Ludwig Piffl aus Ost-Berlin. MacNamara sieht seine Karriereträume bedroht und fädelt deshalb mit Hilfe seines unterwürfigen Assistenten Schlemmer eine Intrige ein, um Piffl wieder loszuwerden.
Schauplatz des Kinofilms ist die geteilte Stadt Berlin im Jahr vor dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961, nämlich im Sommer 1960 (dies geht daraus hervor, dass ganz am Anfang der Mauerbau gezeigt wird und danach die Stimme McNamaras als ‚Erzähler‘ rückblickend in die eigentliche Handlung überleitet mit der Anmerkung, wonach „der vorige Sommer“ – also 1960 – einem schon beinahe „wie die gute alte Zeit“ erschien). Die damals noch weitgehend durchlässige Sektorengrenze war somit als Handlungsort von großer Bedeutung. Jedoch erfolgte der Mauerbau während der Dreharbeiten, die von Juni bis September 1961 dauerten. Daher war es nicht mehr möglich, am Brandenburger Tor zu drehen, sodass dieses mit großem Aufwand schließlich als Kulisse auf dem Bavaria-Film-Gelände in Geiselgasteig nachgebaut werden musste. Folglich waren die in dem Film gezeigten Verhältnisse nun auf einen Schlag nicht mehr aktuell.
Bei Publikum und Teilen der Kritik war der Film zunächst weder in den USA noch in Deutschland erfolgreich. So bezeichnete ihn zum Beispiel die B.Z. damals als den „scheußlichsten Film über Berlin“. Als der Film 1985 in Frankreich und Deutschland im Kino wiederaufgeführt wurde, entwickelte er sich insbesondere in West-Berlin zum Publikumshit. Heute wird er von der Kritik überwiegend positiv beurteilt und gilt manchen gar als einer der besten Filme über den Kalten Krieg.
Die Aggregatorseite Rotten Tomatoes wertete 21 Kritiken aus, von denen sie 20 als eher positiv („fresh“) und eine als eher negativ („rotten“) einordnete. Dies entspricht einem Anteil von 95 % für die positiven Kritiken. Die durchschnittliche Bewertung lag bei 7,8 von 10 Punkten. Die ausgewerteten Kritiken stammen allerdings alle aus dem 21. Jahrhundert, damit wurden Kritiken aus dem 20. Jahrhundert, insbesondere auch die meist negativen Kritiken aus den 1960er und die positiven Stimmen aus den 1980er Jahren, nicht berücksichtigt.
„Noch heute kann man sich mit ‚Eins, Zwei, Drei‘ (1961) intelligent amüsieren (…) Kein Kultur-Klischee über Deutsche und Amerikaner, Kommunisten und Kapitalisten wird ausgespart, aber eben so ironisch gespiegelt, wie es nur Wilder, der Berliner aus Hollywood, konnte. Allein wegen Lilo Pulver lohnt es sich, diesen Film 44 Jahre später immer wieder anzuschauen. Sekretärin und Geliebte von McNamara, spielt die ansonsten als Quietschente berühmt gewordene Pulver den Part so sexy wie selbstironisch – subtiler als Mae West, witziger als Marilyn Monroe in Manche mögen’s heiß.“ Die Zeit, August 2005
„Sofort ausgelassen und ironisch, anspruchsvoll und vulgär, unter den Klängen des Säbeltanzes von Chatschaturjan marschierend mit einem Trommelfeuer von Gags zelebriert ‚Eins, zwei, drei‘ während es den amerikanischen Kulturimperialismus karikiert. James Cagney vollendet seine Karriere, indem er eine komische Variante des Ugly American spielt. Der große Gangster der frühen 30er Jahre ist hier ein größenwahnsinniger Chef der Berliner Coca-Cola-Filiale, der davon träumt, neue Märkte hinter dem eisernen Vorhang zu erschließen.“ Village Voice, Januar 2006
„… mit einer hinreißenden in atemberaubenden Tempo durchgehaltenen Ost-West-Farce ‚Eins, zwei, drei‘. Der Film (…) war eine Screwball Comedy im besten 30er-Jahre Stil: frech, dialogsicher, eine süffisante Aufbereitung aller nur denkbaren Vorurteile und Klischees. Kapitalisten und Kommunisten, Amerikaner, Russen, Deutsche, Männer und Frauen - jede vermeintlich nationale, ideologische oder geschlechterspezifische Eigenart und Verhaltensweise wurde karikiert und persifliert. Zudem gab ein ununterbrochen unter Dampf stehender hochgradig impulsiver James Cagney als Coca-Cola Chef in Europa zum (vorläufigen) Abschluss seiner Laufbahn die umwerfendste komische Performance seiner gesamten Karriere. Zwei Jahrzehnte später (Anfang der 80er Jahre) wurde das kleine (in Schwarzweiß gedrehte) Meisterwerk ein Überraschungshit in den deutschen Programmkinos und als Wiederentdeckung gefeiert.“ Kay Weniger, 2011
Quelle: Seite „Eins, zwei, drei“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 1. Juni 2020, 19:11 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Eins,_zwei,_drei&oldid=200534867 (Abgerufen: 15. Juli 2020, 13:32 UTC)
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