Mit Charles Bronson, Henry Fonda, Claudia Cardinale, Jason Robards
Spiel mir das Lied vom Tod (Originaltitel: C’era una volta il West; englischer Titel: Once Upon a Time in the West) ist ein von Sergio Leone inszenierter Italowestern aus dem Jahr 1968. Die italienisch-US-amerikanische Koproduktion zählt zu den erfolgreichsten Filmen dieses Genres. Rund um den Bau einer Eisenbahnlinie entfaltet sich eine epische Geschichte aus Rache, Gier und Mord, in deren Zentrum vier Personen stehen. Im literarischen Sinne handelt es sich um eine Schachtelgeschichte, deren Auflösung in einer Analepse, zum Ende des Filmes, in einem szenischen Rückblick erfolgt [...]. Der Film gilt als der erste Teil von Leones Es war einmal …-Trilogie. Die anderen Teile sind Todesmelodie (1971) und Es war einmal in Amerika (1984). Die einzelnen Teile der Trilogie weisen keine inhaltlichen Bezüge zueinander auf.
Ende des 19. Jahrhunderts, inmitten der Halbwüste im Südwesten der USA: Drei zwielichtige Revolvermänner in langen Staubmänteln besetzen den einsamen und heruntergekommenen Bahnhof Cattle Corner. Ein Zug trifft ein, doch scheint kein Reisender auszusteigen. Der Zug fährt weiter und die Männer wenden sich zum Gehen, halten jedoch inne, als von einer Mundharmonika eine klagende Melodie zu hören ist. Der Mundharmonikaspieler ist auf der Rückseite des Zuges ausgestiegen. Dieser namenlose Reisende hatte eigentlich einen gewissen „Frank“, den Anführer der drei Männer, erwartet.
Leone entwickelte die opernhafte Geschichte des Films gemeinsam mit Dario Argento und Bernardo Bertolucci. Das endgültige Drehbuch schrieb er dann mit Sergio Donati, es wurde von Mickey Knox ins Englische übersetzt. Man drängte Leone dazu, die Hauptrolle des Mundharmonikaspielers mit einem großen US-Star zu besetzen. Der Regisseur bestand jedoch auf Charles Bronson, der zwar seit Jahrzehnten in Hollywood arbeitete, sich aber nur in Nebenrollen profiliert hatte (Das dreckige Dutzend, 1966). Leone wollte den verwitterten Bronson, weil „er ein Gesicht hat, mit dem man eine Lokomotive stoppen könnte“. Die Rolle des sadistischen Killers Frank bot er Henry Fonda an, der bis dahin immer nur positive Gestalten verkörpert hatte. Fonda wollte sie zunächst nicht spielen, fand dann aber Gefallen daran, in dem Film einen grundlegenden Imagewechsel zu vollziehen. Er erschien zu den Dreharbeiten mit seiner Meinung nach zu einem bad guy passenden braunen Kontaktlinsen und unrasiertem Gesicht, doch Leone überzeugte ihn, die Figur mit den ihm eigenen stahlblauen Augen zu spielen.
Als wesentliches Gestaltungsmerkmal für Leone dient auch in diesem Film die musikalische Untermalung. Ganze Passagen inszenierte er zum Rhythmus der Musik, die der Komponist Ennio Morricone schon vor Beginn der Dreharbeiten fertiggestellt hatte. Verschiedene Melodien charakterisieren die einzelnen Protagonisten. Die klagende Mundharmonika (von Franco de Gemini gespielt), die der Hauptfigur zum Spitznamen gereicht, ist der Schlüssel zum Verständnis der Handlung, der aber erst am Filmende präsentiert wird. Ihr „Lied vom Tod“ zählt zu den bekanntesten Filmkompositionen überhaupt.
Unüblich für jene Zeit und das Genre war die geradezu opernhafte Musik. Jeder Hauptcharakter hat ein eigenes musikalisches Thema, das leitmotivisch immer wieder aufgegriffen wird, was dem Film einen epischen Charakter verleiht. Besonders überzeugend sind die wortlosen Vocals der italienischen Sängerin Edda Dell’Orso während der Titelmusik für die „Jill“ McBain-Figur. Im Gegensatz dazu wird in der 13-minütigen Eröffnungsszene auf extradiegetische Musik völlig verzichtet, stattdessen werden nur natürliche Geräusche verwendet. Zunächst wollte Leone diese ebenfalls mit einer Komposition von Morricone unterlegen. Aber der Komponist schlug nach einem Besuch eines Konzerts im Stil von John Cage vor, stattdessen eine Geräusch-Collage zu verwenden, die – immer weiter verdichtet – schließlich in der Mundharmonikamelodie kulminieren sollte. Die Verlassenheit des Bahnhofs wird durch die Stille und die monotonen Geräusche eines Windrads untermalt, die von Anfang an hörbar sind, sich dem Zuschauer aber erst nach dreieinhalb Minuten, wenn das Windrad erstmals ins Bild kommt, erklären. Die Geräusche sind das Spannung erzeugende Mittel, sie übernehmen die Funktion eines Soundtracks. Jeder der drei Banditen hat sein eigenes Geräusch, sozusagen sein musikalisches Thema. Wassertropfen, die auf den Hut prallen; das Knacken der Fingergelenke; die summende Fliege.
Der Film weist eine besondere Bildsprache mit langen Einstellungen und Weitwinkelaufnahmen, etwa der Wüstenlandschaft des Monument Valley, auf. Der extravagante Filmschnitt zeichnet sich bereits am Beginn ab, als in einem harten Schnitt eine Lokomotive pfeifend über die Kameraposition, d. h. über den Betrachter, fährt. Im weiteren Verlauf führen verschiedene Klammern von einer Szene zur nächsten.
Aufnahme in das National Film Registry (2009).
„Der Film verdient, als einer der größten Western, die jemals entstanden sind, angesehen zu werden.“ The Motion Picture Guide
„Sergio Leones barocke Pferdeoper ist Resümee, Höhepunkt und Apotheose des Italowesterns, wobei klassische Genrevorbilder einer eigenwilligen Neuinterpretation unterzogen werden. Der Stil des Films huldigt den Mythen der amerikanischen Geschichte und treibt sie zur pessimistischen, oft zynischen Auflösung. In Dramaturgie, Montage, Ausstattung und musikalischer Untermalung ein Musterbeispiel perfekter Kinounterhaltung.“ Lexikon des internationalen Films
„Das ganze gleicht einer modernen Oper, die ohne die überwältigende Musik von Ennio Morricone wohl nur die Hälfte wert wäre. Fazit: Ultimatives Spiel mit den Westernmythen.“ Cinema