Die Feuerzangenbowle, Deutsches Reich (VHS) + (DVD), 1944
Regie: Helmut Weiss
Mit Heinz Rühmann, Karin Himboldt, Hilde Sessak, Erich Ponto
Die Feuerzangenbowle ist eine deutsche Filmkomödie aus dem Jahr 1944 mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle. Sie basiert auf dem gleichnamigen Roman von Heinrich Spoerl.
Dem Film ist ein angepasstes Zitat aus dem Roman vorangestellt: „Dieser Film ist ein Loblied auf die Schule, aber es ist möglich, daß die Schule es nicht merkt.“ Die Rahmenhandlung des Films beginnt mit einer Runde vier älterer Herren, die sich bei einer Feuerzangenbowle Geschichten aus ihrer Schulzeit erzählen. Der erfolgreiche junge Schriftsteller Dr. Johannes Pfeiffer, der später zur geselligen Runde stößt, beneidet seine Freunde um den Spaß, den sie in ihrer Schulzeit hatten. Ihm selbst blieb solcher versagt, da er von einem Hauslehrer erzogen wurde. Seine Freunde animieren ihn daraufhin, als Oberschüler verkleidet für ein paar Wochen eine richtige Schule zu besuchen. Die Wahl fällt auf ein Gymnasium in der kleinen Stadt Babenberg. In der Binnenerzählung besucht er die Schule als Oberprimaner Hans Pfeiffer. Er ist bald in der Klasse beliebt und spielt zusammen mit seinen Klassenkameraden den Lehrern Crey (genannt „Schnauz“) und Bömmel sowie dem Direktor Knauer (genannt „Zeus“) übliche Schülerstreiche. Seine extravagante Freundin Marion reist ihm nach und versucht, ihn zur Rückkehr zu bewegen. Er lässt sich zunächst von ihr überreden, nach Berlin zurückzukehren, beschließt aber im letzten Moment, an der Schule zu bleiben und Marion allein zurückreisen zu lassen. Er hat sich in die siebzehnjährige Eva, Tochter des Direktors, verliebt und offenbart ihr seine wahre Identität. Eva nimmt ihn diesbezüglich jedoch nicht ernst.
Die Feuerzangenbowle spielt in einer „guten alten Zeit“, die nicht genau datiert ist, aber um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu verorten ist. Das zeigt sich an den Schülermützen, die zum Drehzeitpunkt schon seit etlichen Jahren abgeschafft waren. Die Kleidung der vorkommenden Personen entspricht der Zeit um 1900. Auch die Uniform eines in einer Szene kurz auftretenden Polizisten mit Pickelhaube spricht für diese Datierung sowie die Tatsache, dass Pfeiffer am Anfang des Films zu dem Treffen mit seinen Freunden mit einer Kutsche gefahren wird. Das Element Radium, das Pfeiffer den Schülerinnen und Schülern vorzustellen vorgibt, wurde 1898 entdeckt. Das im Direktorenzimmer hängende Bild zeigt dagegen den schon 1888 verstorbenen deutschen Kaiser Wilhelm I. Die Darstellung des Mädchengymnasiums spricht jedoch eher für eine spätere Datierung, da sich der preußische Staat erst 1908 dazu verpflichtete, auch Mädchen eine höhere Schulbildung und einen universitären Zugang zu ermöglichen.
Im Januar 1944 versuchte der Reichserziehungsminister Bernhard Rust die Freigabe des Films zu verhindern mit der Begründung, dass er die Autorität der Schule und der Lehrer gefährde, was die schwierige Situation durch den kriegsbedingten Lehrermangel noch erschwere. Rühmann fuhr daraufhin persönlich mit einer Filmkopie für zwei Tage in die Wolfsschanze, wo über Hermann Göring die Meinung Adolf Hitlers zum Film eingeholt wurde. Nach dessen Zustimmung erhielt der für Propaganda zuständige Minister Joseph Goebbels die Anweisung, den Film freizugeben. Die Premiere fand drei Tage später am 28. Januar 1944 in den Berliner Ufa-Palästen Königstadt und Tauentzien statt.
„Bis in die Montageprinzipien hinein, bis in die Kostüme und Bauten vermittelt der Film das Glück einer emotionalen Rückwärtsbewegung, eines erlösten Verschwindens. […] Er vermittelt eine Strategie des Vergessens, der sich niemand vollständig entziehen kann; sie entfernt von der historischen Wirklichkeit ebenso wie von den wirklichen Erfahrungen der Institution Schule, wie von dem Ärger, den wir heute morgen im Büro hatten.“ epd film 3/94
„Immer noch vergnügliche Verfilmung von Heinrich Spoerls humoristischem Roman […] Unterstützt von potenten Komiker-Kollegen, zeigt sich Rühmann von seiner liebenswürdigsten komödiantischen Seite.“ Lexikon des internationalen Films
Vielerorts – häufig an Universitäten – werden in der Adventszeit Vorführungen des Filmes organisiert, der seit Jahrzehnten als Kultfilm gilt. Die größte (10.000 verkaufte Karten im Jahr 2000 und älteste Vorführungsveranstaltung findet seit Beginn der 1980er Jahre im Studentenkino der Universität Göttingen statt. Zunächst lediglich in einem Hörsaal, dann aber schon bald am Sonnabend vor dem 2. Advent im Zentralen Hörsaalgebäude (ZHG), parallel verteilt in mehreren Hörsälen und vor tausenden Zuschauern, die z. T. Requisiten mitbringen. Der als Nationalsozialist identifizierte Oberlehrer Dr. Brett erntet für seine Ausführungen über die Pädagogik der „neuen Zeit“ meist ein Pfeifkonzert.