Mit Peter Simonischek, Sandra Hüller, Michael Wittenborn, Thomas Loibl, Trystan Pütter, Ingrid Bişu, Hadewych Minis
Toni Erdmann ist ein Spielfilm der deutschen Regisseurin und Drehbuchautorin Maren Ade aus dem Jahr 2016. Peter Simonischek und Sandra Hüller spielen Vater und Tochter in dem komödiantischen Familiendrama. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen gehören der Europäische Filmpreis und eine Oscar-Nominierung.
Der allein lebende pensionierte Musiklehrer Winfried Conradi aus Aachen neigt zu skurrilen Scherzen. Der Alt-68er leitet zudem Kurse in der Schule und pflegt ein offenbar entspanntes Verhältnis zur Mutter seiner Tochter Ines sowie zum Partner der Mutter. Ines hingegen ist ihm fremd geworden, die Arbeit dominiert ihr Leben selbst im Familienkreis und sie feilt in Bukarest an der Karriere als Unternehmensberaterin. Nachdem sein geliebter Hund Willi gestorben ist, nimmt Winfried Urlaub, um Ines zu überraschen. Die fiebert einer Präsentation für Auftraggeber Henneberg aus der Erdöl-Branche entgegen und ist nur wenig erfreut. Sie nimmt ihren Vater aber mit zu einem Empfang, wo sie Henneberg treffen möchte. Der überlässt Ines zunächst seine junge, blonde, ukrainische Freundin Natalja, spricht mit anderen und wendet sich dann Winfried zu, der zwecks Smalltalk zum Scherz greift: Er habe mangels der eigenen eine „Ersatztochter“ engagiert, die ihm auch Fußnägel schneide.
Als Vorbilder für die Figur des Toni Erdmann nannte Ade den amerikanischen Entertainer Andy Kaufman mit seiner Figur Tony Clifton sowie ihren eigenen Vater, dem sie einst ein Scherzgebiss geschenkt habe. Toni Erdmann erhielt als erster deutscher Film seit Wim Wenders’ Palermo Shooting im Jahr 2008 eine Einladung in den Hauptwettbewerb des Filmfestivals von Cannes und wurde dort sehr positiv aufgenommen. Der Film galt in der Presse als ein Favorit auf die Goldene Palme, wurde aber bei den Wettbewerbspreisen der Jury nicht berücksichtigt.
Toni Erdmann stieß bei Publikum wie Filmkritik auf ein überwiegend positives bis sehr positives Echo. So erreichte der Film in der internationalen Kritikerumfrage der Zeitschrift Screen während des Filmfestivals von Cannes mit 3,7 von 4 möglichen Punkten einen neuen Höchstwert. 2016 kam der Film in einer internationalen Kritikerumfrage der BBC auf Platz 100 der 100 besten Filme des 21. Jahrhunderts. Und laut Thomas Assheuer wurde er „in Cannes triumphal gefeiert“, spielten die beiden Hauptdarsteller „großartig“ bzw. „grandios“ und sei Maren Ades „große Leistung“ „ein Epochenfilm im Gewand der Komödie“ und „nicht zuletzt (…) – mit beträchtlicher polemischer Energie – eine Kritik an jenem Menschentyp, den die alles durchdringende neoliberale Revolution auf die Welt gebracht“ habe. Christina Tilmann bezeichnete Ades Film in ihrer Kritik in der Neuen Zürcher Zeitung als einen „in der deutschsprachigen Kinolandschaft höchst ungewöhnlichen Film“, der verdienterweise beim Filmfestival Cannes auf Anhieb zum Kritiker- und Publikumsliebling geworden sei. Ade zeige in ihrem Film „in allen Nuancen der Ausbeutungs- und Abhängigkeitsmechanismen […] eine Vampirwelt des modernen Turbokapitalismus“, in der Ines sich einen Panzer zugelegt habe, der so leicht nicht zu durchbrechen sei, wenn ihr Vater nicht wäre.