Glücklich wie Lazzaro, GER/ Frankreich/ ITA/ Schweiz (Blu-ray), 2018
Regie: Alice Rohrwacher
Mit Adriano Tardiolo, Alba Rohrwacher, Agnese Graziani
Glücklich wie Lazzaro (Originaltitel Lazzaro felice) ist ein Filmdrama von Alice Rohrwacher.
Der Bauernjunge Lazzaro, der so gutmütig ist, dass er oft für einfältig gehalten wird, trifft auf Tancredi, einen jungen, rebellischen Adligen. Sie leben in dem isolierten Hirtendorf Inviolata, in dem Tancredis Mutter, die Marchesa Alfonsina de Luna, die Königin der Zigaretten, das Sagen hat. Tancredi bittet Lazzaro, seine eigene Entführung vorzutäuschen. Zwischen den beiden jungen Männern entwickelt sich eine Freundschaft. Bei einer späteren Suche nach Tancredi gelangt Lazzaro erstmals in die große Stadt. In dieser modernen Welt wirkt Lazzaro fast wie eine Erinnerung an die Vergangenheit. Wie sein biblischer Namensgeber erscheint der naive Landjunge Lazzaro hier wie ein Totgeglaubter.
Hannah Pilarczyk von Spiegel Online meint, ein Blick in die Bibel sowie eine Recherche zu den diversen Mythen, die sich um Lazarus entsponnen haben, verrieten fast schon zu viel von diesem Film und seinen magischen Wendungen. Viele kleine und ein großes Wunder fahre Alice Rohrwacher auf, doch keines fühlt sich auftrumpfend oder unverdient an, denn Lazzaro Felice balanciere das Magische und das (Neo-)Realistische meisterlich aus, so Pilarczyk weiter. Rohrwacher lasse in der besten Tradition des italienischen Kinos ein proletarisches Italien auferstehen, das nicht zur Verklärung dient, aber dennoch im kollektiven Gedächtnis gehalten werden muss. Der Film finde zu einigen prägnanten Beobachtungen darüber, wie es aussehen kann, wenn man an den Rand gedrängt wird, so Pilarczyk.
Der Filmkritiker Rüdiger Suchsland erklärt, wörtlich bedeute der Name Lazarus „Gott hat geholfen“ und bemerkt, dass ein weiteres Motiv die Legende von Romulus und Remus sei. Wenn in der Mitte des Films Lazzaro von einem Felsen stürzt und tot scheint, werde er von einem Wolf wieder zum Leben erweckt und ihm so etwas wie ewige Jugend verliehen, was Suchsland an die die mythologischen Zwillinge, die auch von einer Wölfin gerettet wurden, erinnert. Weiter sagt Suchsland in seiner Kritike, der Umstand, dass Rohrwacher mit 16-mm-Film gedreht hat, betone den nostalgischen Flair dieses aus der Zeit gefallenen Films. Die Regisseurin setze den Traditionsstrang des italienischen Neorealismus auf ihre Weise sehr eigenwillig fort, und knüpfe dabei vor allem an Pier Paolo Pasolini an, den vielleicht größten Kino-Märchenerzähler des 20. Jahrhunderts. Er nennt Rohrwachers Film ein Märchen, erfüllt von leisem Humor und feiner Poesie, wobei sie souverän mit verschiedenen Zeitebenen und verschiedenen Realitätsformen spiele, wodurch ihr Film zwischen Phantasien für Erwachsene, Naturalismus und einer Naivität schwanke, wie man sie aus den Filmen von Robert Bresson und Pasolini kennt. Das sei im Ergebnis so dermaßen wohltuend und optimistisch, dass man es in Worten nicht mehr angemessen beschreiben kann, sondern im Kino sehen müsse, so Suchsland: „Lazzaro felice ist, anders gesagt, einer der allerbesten Filme des Jahres.“