Mit Eric Bana, Geoffrey Rush, Daniel Craig, Hanns Zischler, Mathieu Kassovitz, Ayelet Zurer, Ciarán Hinds, Lynn Cohen
München (OT: Munich) ist ein US-amerikanisch-kanadisch-französischer Action-Thriller von Steven Spielberg aus dem Jahr 2005. München basiert auf der wahren Geschichte der israelischen Reaktion auf das Münchner Olympia-Attentat (1972), bei der ein Kommando des Schwarzen Septembers elf Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft tötete. Vorwiegend wird die Tätigkeit einer Einheit des Mossad gezeigt, welche im Auftrag der israelischen Regierung die direkt und indirekt für den Anschlag Verantwortlichen tötet. Der Film vermischt Fakten mit Erfundenem, lässt historische Personen mit fiktiven Charakteren interagieren. Spielberg selbst bezeichnete den Film als „fiktiv“ und berief sich auf seine „künstlerische Freiheit“, Geschichten zu erzählen. Die Premierministerin Golda Meir und der Geheimdienstchef Tzwi Zamir sind historische Personen, die Darstellung der Anschläge in Paris, Nikosia und Beirut entspricht im Großen und Ganzen dem tatsächlichen Ablauf. Die gezeigte Mossad-Einheit entspricht jedoch in keiner Weise der tatsächlichen, 1972 gebildeten und in ähnlicher Mission tätigen Mossad-Einheit „Caesarea“. Auch die Chronologie und der Umfang der Aktionen sind fiktiv.
Während der Sommerspiele von 1972 in München überfällt die palästinensische Terrorgruppe Schwarzer September das Olympische Dorf und tötet elf israelische Athleten. Daraufhin setzt die israelische Regierung auf Vergeltung und lässt eine Todesliste mit den Namen von elf Verantwortlichen erstellen. Der junge Mossad-Agent Avner Kaufman, Sohn eines israelischen Helden, wird von der israelischen Ministerpräsidentin Golda Meir persönlich ausgesucht, Chef des Teams zur Tötung der Palästinenser zu werden, weil sie ihn noch als einen ihrer früheren Leibwächter kennt. Von vornherein ist festgelegt, dass die Operationen nur in Europa durchgeführt werden sollen, allerdings nicht jenseits des Eisernen Vorhangs, um keine politischen Komplikationen entstehen zu lassen, und auch nicht in arabischen Staaten – das ist der israelischen Armee vorbehalten. Avner nimmt das Angebot an, obwohl seine junge Frau Daphna hochschwanger ist und er sie allein in Israel zurücklassen muss.
„Spielberg bedient sich ausgiebig der stilistischen Vielfalt des Thriller-Genres – die Szene, in der ein kleines Mädchen Opfer der Bomben zu werden droht, bietet reinste Hitchcock-Suspense –, doch Botschaft und Haltung des Films weisen über Thriller-Grenzen weit hinaus. ,München‘ ist ein quälendes, kontroverses Drama über die Frage, ob ein demokratisches System bestehende Rechte außer Kraft setzen darf, wenn es seinen äußeren und inneren Bestand bedroht wähnt. An diesen anderen ,Krieg gegen den Terror‘ erinnern nicht umsonst die – noch stehenden – Twin Towers im Schlussbild. Fazit: Spielbergs reifster Film seit „Der Soldat James Ryan“ verbindet Thriller-Spannung mit brisanten politischen Bezügen teils höchst aktueller Natur“ Cinema
Von verschiedenen Kritikern wurde angemerkt, dass die Fiktionalität der Handlung nicht deutlich genug gemacht werde. Dies sei umso problematischer, als der Film durch die Einfügung von originalen Nachrichtensendungen Historizität vorspiegle und damit die populäre Geschichtsschreibung beeinflusse und manipuliere. In einem Artikel des Magazins Der Spiegel beruft sich Spielberg auf sein Recht, Geschichten zu erzählen. „München“ basiere zwar auf Fakten, sei am Ende aber doch ein fiktionales Werk: im Vorspann des Films wird davon gesprochen, dieser sei „inspiriert durch reale Geschehnisse“ (dt. Einblendung der DVD: „basierend auf einer wahren Begebenheit“).
Von verschiedenen Kritikern wurde kritisiert, der Film sei tendenziös antiisraelisch. In ihm gebe es nur brutale Israelis mit Gewissensbissen und brutale Israelis ohne Gewissensbisse. Die israelische Seite werde sehr eindimensional dargestellt. Während man die persönliche Geschichte der palästinensischen Terroristen erfahre, die als Poeten und treusorgende Familienväter dargestellt würden, werde die Geschichte der Sportler von München nicht erzählt. Die Attentäter würden als geschichtslos, als von ihrem blinden Nationalismus getrieben dargestellt. Ehud Danoch, israelischer Konsul in Los Angeles, kritisierte, dass der palästinensischen Seite durch den mehr-minütigen Monolog des Terroristen Ali die Möglichkeit gegeben werde, ihre Sicht darzustellen, ohne dass es eine solche Szene für die israelische Sicht gäbe. Befürworter des Films meinen dazu, die israelische Sicht werde entsprechend durch einen Monolog der Mutter Avners dargestellt. Ihre Aussage wurde allerdings kritisiert, weil sie zum einen nicht einmal auf ihren Sohn den Hauptdarsteller wirke, und darüber hinaus nur die palästinensische Geschichtssicht unterstütze. Nicht nur der palästinensische Terrorist, auch Avners Mutter sage, die Juden hätten den Palästinensern ihr Land weggenommen. Sie werde als radikale Nationalistin dargestellt, die sagt: „Wir brauchten eine Zuflucht. Wir nahmen sie uns. Was auch immer es kostet.“ Mit der Aussage „Was immer es kostet“, werde impliziert, dass Israel wirklich keinerlei menschliche Opfer scheute.
Andere Kritiker wiederum meinen nicht, dass der Film einseitig sei, sondern sein Fehler liege gerade in der peinlich genauen Austariertheit. Ali werde die Möglichkeit gegeben, die palästinensische Seite darzustellen, dann gleichfalls der Mutter Avners, die israelische Seite zu verteidigen. Dies setze sich in langweiligen, unendlichen Szenen fort. In dem Versuch neutral zu sein, sei der Film gleichmacherisch. Der Film unterscheide nicht zwischen Terrorismus und Terrorbekämpfung. Die unbeabsichtigte Tötung Unschuldiger von israelischer Seite würde mit der absichtlichen Tötung der Terroristen auf eine Stufe gestellt. Gestützt werde so eine Lesart durch die Aussage eines der israelischen Agenten, der meint: „Wenn wir lernen, wie sie zu handeln, werden wir sie besiegen!“
Der Film sieht sich aber auch der gegenteiligen Kritik ausgesetzt. Uri Avnery wirft Spielberg vor, er würde nur die Israelis als (gute) Menschen mit Gewissensbissen darstellen, während die Araber zu Gewissensbissen nicht fähig seien. Der Rechtfertigungsmonolog des Arabers sei nur ein Alibi, um so etwas wie Neutralität vorzuheucheln. Auch wird kritisiert, dass Spielberg die Ermordung eines unschuldigen Arabers in der so genannten Lillehammer-Affäre nicht erwähnt.
In Newsweek meinte Spielberg: „So viele in meiner eigenen Gemeinschaft, der jüdischen Gemeinschaft, sind sehr böse, dass ich den Palästinensern erlaubt habe, einen Dialog zu führen und dass ich es Tony Kushner erlaubt habe, Autor dieses Dialoges zu sein.“ München beziehe keine Stellung, sondern stelle einfach jede Menge Fragen. Der Film beziehe absichtlich keine definitive Stellung zu gezielten Tötungen. Er sei sogar der Ansicht, es sei berechtigt gewesen, auf den Terror von München zu antworten, weshalb er durch den Film hindurch Rückblenden des Massakers gezeigt habe. Er habe vor allem eine intellektuelle Diskussion anstoßen wollen und es sei ihm klar gewesen, mit dem Film Freunde zu verlieren; er habe seine Entscheidung mit seiner Familie und seinem Rabbi abgesprochen. Seiner Meinung nach fordere Terrorismus eine scharfe Antwort, aber man müsse auch den Ursachen Aufmerksamkeit schenken. Der Film sei ein Gebet für den Frieden, es müsse mehr gesprochen werden als andauernd gegenseitig zu vergelten. In einem Interview mit Roger Ebert sagte er, dass er fest daran glaube, den Frieden zwischen beiden Völkern noch erleben zu können. „Der größte Feind sind nicht die Palästinenser oder die Israelis“, erklärte Spielberg im US-Magazin Time, „der größte Feind ist die Unnachgiebigkeit.“