Paradise Now, Palästinensische Autonomiegebiete/ Niederlande/ Israel/ GER/ Frankreich (DVD), 2004
Regie: Hany Abu-Assad
Mit Kais Nashef, Ali Suliman, Lubna Azabal, Amer Hlehel, Hiam Abbass, Ashraf Barchoum
Paradise Now (engl. paradise – Paradies, now – jetzt) ist ein Kinofilm des palästinensisch-niederländischen Regisseurs Hany Abu-Assad, der 2004 im Westjordanland gedreht wurde. Er erzählt die Geschichte zweier junger palästinensischer Selbstmordattentäter. Der Filmtitel bezieht sich auf die Versprechung, für die Tat ins Paradies zu kommen.
Die beiden Freunde Khaled und Said werden als Selbstmordattentäter einer (im Film namenlosen) Terrororganisation nach Israel geschickt. Der erste Anschlagsversuch schlägt fehl. Bevor es zu einem zweiten kommt, haben die beiden Zeit, über ihr Tun nachzudenken. Bei Khaled werden die Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns immer größer, während Saids Entschlossenheit noch zunimmt. Saids Vater wurde von einer palästinensischen Terrororganisation als „Kollaborateur“ liquidiert, wodurch der Wunsch, die Familienehre wiederherzustellen, zum Motiv für sein Handeln wurde. Auch die Liebe der Menschenrechtsaktivistin Suha, die für eine friedliche Konfliktlösung steht, kann ihn nicht von seinem Entschluss abbringen.
In einer Presseerklärung von Amnesty International (AI) heißt es über den Film: Eine kleine Geschichte über einen großen Konflikt – moralisch, aber nicht moralisierend, berührend, aber nicht sentimental. Ein Film, der zur Auseinandersetzung zwingt, ohne belehrend zu sein.
Es gab heftige Kritik an dem Film bis hin zu Boykottaufrufen. Einige Kritiker meinen, die Problematik werde verharmlosend dargestellt und der politische Hintergrund werde unzureichend thematisiert. Außerdem wird kritisiert, dass nicht klar werde, dass es unmoralisch ist, Unschuldige zu ermorden.
Der Potsdamer Filmwissenschaftler Tobias Ebbrecht sieht einen Zusammenhang zwischen den Filmen Der Untergang und Paradise Now, die beide von Eichingers Constantin Film verliehen werden. Er meint, beide ermöglichten es dem deutschen Publikum, diejenigen in der Opferrolle zu sehen, die Juden getötet haben oder es zu tun planen – Sekretärinnen und einfache Soldaten im Falle von Der Untergang – gut aussehende junge Palästinenser im Falle von Paradise Now. Die einen würden als die wahren Opfer Hitlers dargestellt, die anderen als die Opfer der Verhältnisse. Dem deutschen Publikum, das dem Film den Publikumspreis in Berlin eingebracht hat, unterstellt er eine „Faszination am Sujet des Films“ und damit eine heimliche Freude an palästinensischer Gewalt gegen Israelis. Der Kritiker Lars Thoma lobt hingegen die hervorragende Leistung der Hauptdarsteller Ali Suliman, Kais Nashef und Lubna Azabal. Er hält das Drama auch in künstlerischer Hinsicht für überzeugend, zumal es bei einigen Gelegenheiten auf das Medium Film selbst rekurriert, zum Beispiel in einer Szene, in der Said die Zerstörung eines Kinos im Rahmen einer Protestaktion erwähnt. Der Titel des Films ließe sich als Referenz auf den Antikriegsfilm schlechthin, Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“, verstehen. Auch in „Paradise Now“ würden Menschen auf eine im Grunde sinnlose Mission geschickt, die – in diesem Fall im wahrsten Sinne des Wortes – ein Himmelfahrtskommando ist.
Paradise Now zählte bei der 78. Oscar-Verleihung zum Favoritenkreis auf den Sieg in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film, musste sich aber dem südafrikanischen Beitrag Tsotsi geschlagen geben. Bei den am 16. Januar 2006 verliehenen Golden Globe Awards 2006 wurde das Drama als offizieller palästinensischer Beitrag mit dem Preis für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet. Ferner gewann Hany Abu-Assads fünfte Regiearbeit den Preis der National Board of Review, den Europäischen Filmpreis für das beste Drehbuch und wurde auf der Berlinale im Jahr 2005 unter anderem mit dem Filmpreis von Amnesty International prämiert. Bei der Verleihung der US-amerikanischen Independent Spirit Awards einen Tag vor der Oscar-Verleihung, setzte sich Paradise Now erneut als beste Auslandsproduktion unter anderem gegen den deutsch-türkischen Beitrag Gegen die Wand von Fatih Akın durch.