Rocco und seine Brüder, ITA/ Frankreich (VHS), 1960
Regie: Luchino Visconti
Mit Annie Girardot, Alain Delon, Renato Salvatori, Katina Paxinou, Roger Hanin, Claudia Cardinale
Der Film Rocco und seine Brüder (Originaltitel: Rocco e i suoi fratelli) von Luchino Visconti aus dem Jahr 1960 ist Teil seiner Trilogie über Süditalien. Der in Schwarzweiß gedrehte Film gehört zur Spätphase des italienischen Neorealismus. Er nimmt Personen und Motive des Buches Il ponte della Ghisolfa von Giovanni Testori auf.
Italien in den 1950er-Jahren: Die Witwe Rosaria Parondi reist nach dem Tod ihres Ehemannes mit ihren vier Söhnen Rocco, Simone, Ciro und Luca aus dem verarmten Lukanien im Süden Italiens nach Mailand, das reicher als weite Teile Italiens ist und daher als Anlaufpunkt für viele ärmere Menschen vom Lande dient. Vincenzo, der älteste der fünf Brüder, lebt schon seit einiger Zeit in Mailand und hat inzwischen eine feste Anstellung als Bauarbeiter gefunden. Die jüngsten Brüder, Luca und Ciro, sind noch im Kindes- beziehungsweise Teenageralter, während die anderen Brüder bereits die Schule abgeschlossen haben. Vincenzo feiert mit seiner Freundin Ginetta und deren Familie gerade die Verlobung, als seine Familie unerwartet eintrifft. Gleich am ersten Abend überwirft sich Rosaria mit der Familie Ginettas, da diese fürchten, die Mutter wolle alle ihre Söhne auf ihre Kosten ernähren, was Rosaria als Beleidigung empfindet. Die Familie Parondi muss in eine ärmliche Sozialwohnung ziehen. Rosaria hofft, dass Vincenzo ihnen eine Arbeit verschaffen kann, was aufgrund der Lage am Arbeitsmarkt schwierig ist. Bald werden Simone und Rocco von Vincenzo in den Boxsport eingeführt, aber nur Simone, der Stärkere, wird von dem ehemaligen Boxer Morini „entdeckt“.
Drehorte waren neben Mailand die norditalienische Gemeinde Bellagio, die westitalienische Hafenstadt Civitavecchia und der Lago di Fogliano, ein Küstensee südlich von Rom. In der Szene, in der Rocco Nadia verlässt, dient das Dach des Mailänder Doms mit dem Blick auf die Stadt als Kulisse. Für den Regisseur gestalteten sich die Dreharbeiten schwierig. Bereits erteilte Drehgenehmigungen wurden mehrfach von diversen Stadtverwaltungen widerrufen. So musste er auf eigentlich ungeeignete Orte ausweichen. Selbst die italienische Version wurde großteils synchronisiert, jedoch nicht von den Darstellern.
„Ein ausdrucksstarkes, tragisch überhöhtes Sozialdrama, angesiedelt zwischen dem Neorealismus von Viscontis Frühwerken und der ausladenden Epik seiner späteren Familienporträts.“ Lexikon des internationalen Films