Mit Gong Li, He Saifei, Cao Cuifeng, Kong Lin, Ma Jingwu, Jin Shuyuan
Der Film Rote Laterne (chinesisch 大紅燈籠高高掛 / 大红灯笼高高挂, Pinyin Dà hóng dēnglóng gāogāo guà) basiert auf der Erzählung Eine Schar von Frauen und Nebenfrauen des Schriftstellers Su Tong. Er handelt von einer jungen Frau im China der 1920er Jahre, die in eine wohlhabende und traditionelle Familie einheiratet. Ihre Konflikte mit den Intrigen und Ritualen dieser Umgebung führen zu einer Tragödie.
Die 19-jährige Songlian ist wegen der finanziellen Nöte der Familie nach dem Tod des Vaters gezwungen, ihr Studium aufzugeben. Auf Geheiß ihrer Stiefmutter heiratet sie als Nebenfrau in den Haushalt eines reichen, älteren Mannes, Meister Chen, ein. Songlian wird als vierte Herrin willkommen geheißen, jedoch begegnet ihr die Dienerin Yan'er bei der Ankunft feindselig und wird von ihr in die Schranken gewiesen. Am Abend werden die Laternen im vierten Hof angezündet. Der Hausherr begibt sich zu Songlian, um die Hochzeitsnacht mit ihr zu verbringen. Während Chen bei der verschämten und widerwilligen Braut weilt, werden sie vom Gesang einer Frau und den Dienern gestört, die die Unpässlichkeit der dritten Herrin übermitteln, woraufhin der Hausherr zu ihr eilt. Die Laternen werden daraufhin im vierten Hof gelöscht und im dritten angezündet und die dann enttäuschte Songlian bleibt zurück.
Der Film zeichnet das Bild einer traditionellen konfuzianisch geprägten chinesischen Familie in der das Familienoberhaupt über seine Hauptfrau, Nebenfrauen, die Kinder sowie die Dienerschaft herrscht. Dass die kaiserliche Qing-Dynastie ein Ende gefunden hat und die Ära der Republik China angebrochen ist, erkennt man im Film eigentlich nur daran, dass die Protagonistin Songlian eine Studentin ist, die zu Fuß zum Anwesen ihres Mannes gelangt. Das traditionelle Empfangskomitee, dass sie abholen soll verpasst sie. Neuzeit trifft auf Vergangenheit als sie schließlich in ihrer Schulkleidung in der weitläufigen Wohnanlage ankommt, die die Außenwelt von der Innenwelt abschirmt. Die Zustände, auf die Songlian dort trifft, sind von Intrigen und Konkurrenz der Frauen bestimmt. Das hierarchische konfuzianische Familienmodell, dass eigentlich Ordnung und Harmonie ermöglichen soll, begünstigt im Haushalt der Familie Chen Zwietracht und Konflikte, deren Quelle die wiederkehrende Auswahl der Frau ist, mit der das Familienoberhaupt die Nacht verbringt. Obwohl Songlian als Studentin wahrscheinlich schon mit Ideen der Emanzipation und Selbstbestimmung in Berührung gekommen sein musste, gelingt es ihr nicht, diese Ideen auch nur ansatzweise zu leben, sondern wird augenblicklich in die vorgefundene konfliktreiche soziale Dynamik gezogen. Aber auch im traditionellen Rollenverständnis einer Nebenfrau scheitert sie. Sie kann ihren Mann nicht dauerhaft an sich binden.
„Ein düsteres, in faszinierenden Bildern von konzentrierter Strenge entwickeltes Drama. In Blicken und Gesten eingefangene Signale der Leidenschaft, sinnlichen Stärke und individuellen Würde werden zu bewegenden Hoffnungsträgern für ein mögliches Leben jenseits von Unfreiheit und Unterdrückung.“ Lexikon des internationalen Films