Mit George O'Brien, Janet Gaynor, Margaret Livingston, Bodil Rosing
Sonnenaufgang – Lied von zwei Menschen ist ein US-amerikanisches Liebesdrama aus dem Jahre 1927 mit George O’Brien und Janet Gaynor in den Hauptrollen. Für Friedrich Wilhelm Murnau, den deutschen Regisseur des Filmes, war es sein erster Film in den Vereinigten Staaten. Die Handlung basiert auf Hermann Sudermanns Erzählung Die Reise nach Tilsit; die Verfilmung wurde am 23. September 1927 uraufgeführt. Bei seiner Veröffentlichung erhielt der Film exzellente Kritiken und gewann drei Oscars, wurde aber an den Kinokassen zum Flop. 2012 wurde der Film bei einer Umfrage des Magazins Sight & Sound unter Filmkritikern auf den fünften Platz der besten Filme aller Zeiten gewählt. Das französische Filmmagazin Cahiers du cinéma listete ihn im Jahr 2008 auf dem vierten Platz.
Es ist Sommerzeit und viele Städter reisen zur Erholung aufs Land. In einem idyllischen Dorf hat sich auch die attraktive, aber kaltherzige und manipulative „Frau aus der Stadt“ eingenistet. Schon seit Wochen hat sie es auf einen Bauern des Dorfes abgesehen und besucht jeden Abend das Haus des Bauern, der dort mit seiner Frau und ihrem gemeinsamen Kind lebt. Die Frau aus der Stadt pfeift vor dem Haus und nach kurzem Zögern folgt der Mann ihr zu einem Rendezvous. Seine gutmütige, provinziell wirkende Ehefrau lässt der Bauer dagegen mit dem Essen und Erinnerungen an glücklichere Zeiten zurück. Die einst glückliche Ehe der beiden sei hinüber und auch die finanzielle Situation des Bauernhofes leide unter der Affäre des Mannes mit einer Stadtfrau, berichtet die alte Magd der Familie einer Freundin. Beim nächtlichen Treffen am See kommt es zwischen dem Bauern und der Frau aus der Stadt nicht nur zu zahlreichen Liebesbeweisen: Die Frau aus der Stadt rät dem Mann, er solle seine Ehefrau im See ertränken. Danach solle er den Bauernhof verkaufen und mit ihr in die verheißungsvolle, pulsierende Stadt kommen.
Mit seinen in Deutschland gedrehten Filmen, vor allem Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922), Der letzte Mann (1924) und Faust – eine deutsche Volkssage (1926), war Murnau zu einem der bedeutendsten Regisseure der Stummfilmära avanciert. Auch in Hollywood war Murnau durch diese Filme zu einem begehrten Namen geworden. William Fox von den Fox-Studios brachte Murnau schließlich bei sich unter Vertrag. Er vermarktete ihn in Hollywood unter dem Namen The German Genius. Fox wollte, dass Murnau den bekannten expressionistischen Stil seiner deutschen Filmen fortsetzte, und ließ ihm deshalb relativ viele Freiheiten und ein hohes Budget. So konnte Murnau trotz des Wechsels von Deutschland nach Hollywood auch einige Vertraute mitverpflichten.
Murnaus im Laufe seiner Filmkarriere gewachsene Beherrschung der Filmtechnik – Überblendungen, Doppelbelichtungen, abgestufte Tönungen, subtile Kamerabewegungen, Licht- und Schatteneffekte – verband er mit einer dem Erzählrhythmus adäquaten Bildmontage, die menschliche Gefühle und Stimmungen adäquat ausdrückte. All diese Techniken setzte der Regisseur in seinem ersten Hollywood-Film Sunrise ein und insbesondere Murnaus Kameraeinsatz wurde später nicht selten als revolutionär empfunden.
Nachdem Sunrise mit Beginn des Tonfilmes etwas in Vergessenheit geriet, wurde es in den letzten Jahrzehnten von der Filmkritik und zunehmend auch vom Filmpublikum wieder gewürdigt. Bei Rotten Tomatoes lautet der Kritikerkonsens zum Film: „Meisterhafte Kameraarbeit mit einer gut geschauspielerten, wunderbar romantischen Handlungslinie vermischend, ist Sunrise vielleicht das finale – und wahrscheinlich definitive – Statement der Stummfilmära.“ Insgesamt bewerten 98 % der professionellen Filmkritiker bei Rotten Tomatoes den Film positiv, wobei die einzig negative Kritik von der Time aus dem Jahre 1927 stammt. Immer wieder gelobt wurden Murnaus stimmiges Zeichnen innerer Haltungen sowie Gefühle voller Inbrunst, weswegen die Filmhistoriker Sunrise für den ausgereiftesten Spielfilm des Regisseurs halten. So schreibt das Lexikon des internationalen Films: ["]Ein Kinotraum von großer Intensität, in dem elementare Gefühle durchlebt und aufgelöst werden. Meisterhaft in Fotografie, Stimmung und Stil.["]
Größere Aufmerksamkeit erhielt der Film im Jahre 1989, weil er als einer der ersten ins National Film Registry aufgenommen wurde. Im Jahre 2002 kam der Film außerdem bei einer Umfrage des American Film Institute nach den 100 besten US-amerikanischen Liebesfilmen auf den 63. Platz. 2007 wurde Sunrise in einer weiteren Wahl des American Film Institutes auf Platz 82 der 100 besten US-amerikanischen Filme überhaupt gewählt. Bei den von der britischen Filmzeitschrift Sight & Sound durchgeführten Umfragen nach den besten Filmen aller Zeiten landete Sunrise bei der Umfrage im Jahre 2002 unter den Filmkritikern gemeinsam mit Panzerkreuzer Potemkin auf Platz 7; bei einer erneuten Umfrage des Sight & Sound von 2012 konnte Sunrise weiter auf Platz 5 vorrücken. Es ist damit der höchstplazierteste Film eines deutschen Regisseurs in dieser Liste. In einer weiteren Liste des französischen Magazins Cahiers du cinéma wurde Sonnenaufgang sogar auf Platz 4 der besten Filme aller Zeiten gewählt.