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Tschechische Republik, 1966
Mit Jitka Cerhová, Ivana Karbanová
Regie: Věra Chytilová
Věra Chytilovás feministischer Nouvelle Vague-Klassiker Tausendschönchen von 1966 als neu restaurierte Wiederaufführung.
Marie 1 und Marie 2 langweilen sich. Ihre Lieblingsbeschäftigung besteht darin, sich von älteren Männern ins Restaurant einladen zu lassen und sie dann schnell wieder abzuweisen. Sie sind es leid, die Welt als sinnlos zu empfinden, und beschließen, das Spiel auf die Spitze zu treiben. Er war in den 1960er Jahren schon Kult, der auf wunderbare Art verspielte Spielfilm der Tschechin Věra Chytilová, der unter den deutschen Titeln Die kleinen Margeriten und Tausendschönchen lief und nach der Zerschlagung des Prager Frühlings verboten wurde. Zwei anarchische Frauen bringen so ziemlich alles durcheinander und am Ende auch sich selbst. Ein punkiges, feministisches, ungezügeltes und verrücktes Gedicht, das ebenso psychedelisch und poppig wie subversiv und gewagt ist.
Věra Chytilová wurde am 2. Februar 1929 in Ostrava geboren. Nach einem abgebrochenen Architekturstudium in Brünn (1948-1949) arbeitete sie als technische Zeichnerin und Laborassistentin, bevor sie als Model tätig wurde. Die Welt des Films lernte sie durch ihren ersten Ehemann, den Fotografen Karel Ludwig, kennen, der sie in die Barrandov-Studios einführte. Bis 1957 arbeitete sie dort abwechselnd als Clapman, Scriptgirl und Regieassistentin und absolvierte so ein „learning by doing“ im Bereich Film. 1957-1962 studierte sie als eine der ersten Frauen Regie an der Prager Filmakademie FAMU. Mit Tausendschönchen (1966) gab sie definitiv den für die Nouvelle Vague typischen Stil der Camera vérité auf und drehte ein experimentelles und aufmüpfiges Werk, das ihr weltweite Anerkennung einbrachte. 1992 wurde sie in Frankreich mit den Insignien eines Chevalier des arts et des lettres (Ritter der Künste und der Literatur) ausgezeichnet. Sie starb 2014.
„Wir bestehen nicht nur aus rationalen Elementen, die man zählen und messen kann. Um ein Beispiel zu nennen: Wenn man einem Menschen seine Stimme nimmt, indem man ihn in einem Film von einem anderen synchronisieren lässt, zerstört man diesen Menschen, denn man nimmt ihm etwas weg, das ihm ganz allein gehört, nicht nur etwas Äußerliches, sondern etwas Tiefgründiges, etwas Unersetzliches, Einzigartiges, sozusagen seine Seele.“ (Věra Chytilová)
"Zwei Anarchopüppchen schlagen sich die Bäuche voll und drehen der Männerwelt eine lange Nase. – Verrückt, wie frisch dieser Klassiker aus der Zeit des Prager Frühlings bis heute geblieben ist: Popfeminismus auf Tschechisch." Florian Keller, WochenZeitung
"Věra Chytilovás vielleicht schönster und eigenwilligster Film handelt (oder gibt vor zu handeln) von zwei unzertrennlichen jungen Mädchen, die beide Marie heißen und eines Tages beschließen, angesichts der Pervertiertheit der Welt selbst ein ‹pervertiertes› Leben zu führen. Sie ersinnen zahlreiche Tricks, um die Gesellschaft hinters Licht zu führen; sie stiften Verwirrung in einem Nachtklub, düpieren reiche Spießbürger, stehlen Geld aus Schubladen. – Der Film ist ebenso vergnüglich wie tiefsinnig und vieldeutig, es war einer der radikalsten und modernsten Filme, die in der ČSSR entstanden." Ulrich Gregor: Geschichte des Films ab 1960
"Ein singuläres Kunstwerk. – Gleichsam Groteske und Dekor- und Farbexperiment, beobachtet der freisinnigste aller Filme der Tschechoslowakischen Welle zwei freche Gören bei zahlreichen anarchistischen Abenteuern und Fressorgien, völlig ohne narrative Fesseln und Sinnzwang." Marc Vetter, Rolling Stone