Wichtig: Die Veranstaltungen in der BASTION finden bei freiem Eintritt statt und sind öffentlich. Um an dieser Veranstaltung teilnehmen zu können, müsst ihr euch im Vorfeld verbindlich anmelden. Kommt also bitte nicht einfach vorbei, sondern schickt uns eine Nachricht per Mail, bzw. ruft uns unter 0234 - 911 77 90 an.
Das Langfilmdebüt des französischen Regie-Paares Fanny Liatard und Jérémy Trouilh lief bereits 2020 im Wettbewerb beim Filmfestival in Cannes, erlebt seinen deutschen Kinostart aber erst am 15. August. Das Kleinste Kino Bochums zeigt ihn bereits am 13. August als Preview.
Der 16-jährige Youri hat sein ganzes Leben in der Cité Gagarine verbracht, einer riesigen roten Backsteinbausiedlung am Rande von Paris. Von der Höhe der Wohnung aus, in der er mit seiner meist abwesenden Mutter lebt, träumt er davon, Astronaut zu werden. Als selbsternannter Hausmeister und gute Seele der 60er-Jahre-Satellitenstadt übernimmt der junge Mann gemeinsam mit ein paar Freund:innen kleinere Reparaturen an den Häusern, die in die Jahre gekommen sind. Sie tauschen Lampen aus, überstreichen Graffitis und reparieren die Fahrstühle. Als Pläne zum Abriss der Siedlung bekannt werden, versucht Youri Widerstand zu formieren. Nach und nach ziehen die Bewohner:innen weg, nur Youri beschließt zu bleiben. Unterstützung erhält er vom Roma-Mädchen Diana, das fasziniert von seinem Einsiedlertum ist. Auch der Dealer Dali lebt noch irgendwo im Gebäudekomplex, verschwindet aber nach einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit den Bauarbeiter:innen, die die Siedlung versiegeln und für die Sprengung vorbereiten. Als letzter Bewohner lebt Youri in der Cité Gagarine wie in einem Raumschiff. Er weiß, dass er sich in eine Sackgasse manövriert hat, und dass seine Umgebung immer lebensfeindlicher wird. Aber Youri ist stur, er will seine Mission wie einen Parabelflug beenden.
Das riesige Wohnprojekt Cité Gagarine mit seinen 370 Wohnungen aus roten Backsteinen wurde Anfang der sechziger Jahre in Ivry-sur-Seine, einer der kommunistischen Gemeinden, die einen „roten Gürtel“ um Paris bildeten, als Symbol einer hoffnungsfrohen Zukunft errichtet. Mit den Jahren wurde das nach dem sowjetischen Kosmonauten benannte und von ihm persönlich eingeweihte Wohnviertel jedoch zu einem stigmatisierten Ort. 2014 wurde beschlossen, die Cité Gagarine abzureißen. Die Bewohner:innen wurden nach und nach umgesiedelt, nahmen ihre Geschichten von Mühsal, Migration, Hoffnung und Enttäuschung mit sich, und die Cité Gagarine blieb als leere Hülle zurück. Am 31. August 2019 rückten die Abrissbagger an. Der Film wurde kurz vor dem Abriss der Cité Gagarine in Zusammenarbeit mit den Bewohner:innen in Ivry-sur-Seine gedreht.
Ausgezeichnet als Bester Film im internationalen Wettbewerb bei den Französischen Filmtagen in Tübingen 2020.
„Gagarin wirkt wie ein Brennglas, in dem sich alle Formen und Farben, alle Emotionen und zeitlichen Erzählebenen zu einem fiktional-dokumentarischen Bild bündeln: ein politischer Film, eine berührende Liebesgeschichte und ein leuchtendes SOS-Signal im Angesicht fortschreitender Gentrifizierung.“ critic.de
Im Rahmen unseres Projektes "Off-Kultur BASTION - Horizonte" wird diese Veranstaltung gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen durch Soziokultur NRW