Wenn wirklich jeder Sound so detailverliebt zurechtgemacht wurde, so zärtlich ins Ohr gleitet und es sich dort erstmal gemütlich macht, dann darf das Songwriting auch mal abstrakter werden. Es ist also in keinster Weise störend, dass man den Tracks auf der Debüt-EP Abstract Desperation von Leander zwischendurch nur bedingt folgen kann – einfach, weil sie dich rein klanggestalterisch unmittelbar in den Arm nehmen.
Dezent und sanft kommen die vier Stücke daher, bestehen im Kern lediglich aus Akustikgitarre und einer zurückhaltenden Stimme, sind dafür aber ausgesprochen selbstsicher in der (geradezu linearen) Art, wie sie voranschreiten: Ein Song wie Folly beispielsweise weiß, dass ein subtil eingesetzter, flötenähnlicher Synth oder auch nur ein superdezenter Melodieschlenker schon ausreichen kann, um ein Lied zum Genuss zu machen.
Diese erste Veröffentlichung des Künstlers erinnert dabei an das feine Picking Nick Drake’s, gepaart mit Klangerkundungen und etwas aufreibender Melancholie à la Radiohead. Du siehst dich hier also gleichermaßen mit vertrauten, teilweise aber auch ungreifbaren Sounds konfrontiert.
Im Abschlusstrack der EP, dem selbstkritischen Highlight The Problem, hört man die Finger des Musikers bedachtsam über die Saiten seiner Gitarre rutschen – ganz seicht, und doch tief im eigenen Bauch spürbar. "I turn my life into a problem/That only I can ever solve", heißt es dann. Wenn der Weg zum Lösen eines Problems so klingen kann wie die Musik von Leander, steht eins fest: Dass manche Probleme lieber ungelöst bleiben.